Ob, wann und wie jemand altert, hängt neben biomedizinischen Aspekten auch ganz entscheidend von psychologischen und sozialen Parametern, von Personen- und Umweltfaktoren ab. Es ist zwar klar, dass die hochentwickelten spätindustriellen Gesellschaften in den kommenden Jahrzehnten zunehmend „altern“ werden, aber nach wie vor ist unklar, welche individuellen und gesellschaftlichen Folgen die unvermeidliche Zukunft des Alterns haben werden und wie lange die alternden Menschen sich künftig aktiv an der Gestaltung der Gesellschaft beteiligen werden können.
Menschen müssen deshalb vermehrt dazu angeregt werden, selbst in effiziente Vorsorgemaßnahmen und Präventionsprogramme zu investieren. Diese wirtschaftlich bedeutsame Frage hängt sehr entscheidend von gesundheitsbezogenen Altersbildern und der ausreichenden Kenntnis von Präventionsmaßnahmen für Altersleiden, von der Eigeneinschätzung des Alternsprozesses und der Wahrnehmung von Handlungs- und Gestaltungsspielräumen ab.
Gesundheitsverhalten und Vorsorge für ein gesundes Leben im Alter orientieren sich stets an Erwartungen (altersbedingte Veränderungen, Kontrolle, Selbstwirksamkeit) und Bewertungen. Diese Erwartungshaltung verknüpft in vielen Fällen positive und negative Seiten. Typisch sind Fragen wie: Kann ich durch mein Verhalten die Entstehung von Krankheiten beeinflussen? Stellen Funktionsverluste und Krankheiten eine unvermeidliche Begleiterscheinung des Alternsprozesses dar? Lohnt es sich, aktuelle Ressourcen (Zeit, Geld, Anstrengung) für ein gesundes Leben im Alter zu investieren und auf unmittelbar zugängliche Anreize zu verzichten? Oder ist das Leben im Alter ohnehin nicht mehr viel wert, weil man als alter Mensch einsam ist, vom gesellschaftlichen Leben abgekoppelt und ausgegrenzt wird und marginalisiert lebt?
Solche Vorstellungen vom und Einstellungen zum Alter im Allgemeinen und zum persönlichen Altern im Besonderen sind aus motivationspsychologischer und entwicklungsregulatorischer Sicht der entscheidende Faktor für die Bereitschaft, Gesundheitsvorsorge zu betreiben (oder sie eben nicht zu betreiben) und auch persönliche Ressourcen in ein gesundes Leben im Alter zu investieren.
Im Rahmen des Forschungsschwerpunktes „Erforschung der individuellen und gesellschaftlichen Voraussetzungen für die Gestaltung des demografischen Wandels“ soll zum Beispiel untersucht werden, welchen Einfluss das „gefü̈hlte“ Zeitbudget und die wahrgenommene Zeitsouveränität auf das Gesundheits- und gesundheitsbezogene Vorsorgehandeln älterer bzw. alternder Menschen hat.